Was sind Gedächtniserkrankungen?

Demenzen

Die Bezeichnung Demenz beschreibt eine seit mindestens 6 Monaten andauernde Gedächtnisstörung, die eine Einschränkung der Alltagsfertigkeiten bewirkt. Kognitive Leistungen wie z.B. die Orientierung, Sprache oder das Vermögen, Personen oder Gegenstände wieder zu erkennen, können gestört sein. Der Begriff beschreibt keine einzelne Erkrankung sondern vielmehr ein Syndrom, also eine Kombination aus verschiedenen Krankheitssymptomen. Ein Demenz-Syndrom kann viele verschiedene Ursachen haben, die z.T. spezifische Behandlungsmöglichkeiten und Therapien notwendig machen.

Leichte kognitive Störung (LKS)

Unter leichter kognitiver Störung werden erworbene Beeinträchtigungen geistiger Funktionen (wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Denkvermögen) zusammengefasst, die objektiv feststellbar jedoch ohne wesentliche Auswirkungen auf die individuelle Alltagsfähigkeit sind. LKS kann mit neuropsychologischen Testverfahren, dem klinischen Bild des Patienten und unter Ausschluss anderer Erkrankungen diagnostiziert werden. Neben dem erhöhten Alter gelten vaskuläre Faktoren, depressive Episoden, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente und Alkoholmissbrauch als häufige ursächliche Faktoren. Frühe Anzeichen von Störungen der geistigen Funktionen müssen immer ernst genommen werden, da betroffene Patienten ein erhöhtes Risiko haben, ein Dementielles Syndrom zu entwickeln. 

Primäre Demenzerkrankungen (Häufigkeit ca. 90%)

Alzheimer Krankheit (AD)

Die Alzheimer Krankheit ist die häufigste Demenzerkrankung. Bei dieser Erkrankung werden Nervenzellen durch die vermehrte Ablagerung der Eiweiße ß-Amyloid und Tau in und um die Zellen v.a. in den temporalen und parietalen Hirnlappen zerstört. Warum sich diese Proteine im Krankheitsverlauf z.T. verändern und ablagern ist noch nicht eindeutig erforscht.

Typisches Syndrom für AD ist die schleichend beginnende und stetig zunehmende Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, was zu einer relevanten Beeinträchtigung der Alltagsselbständigkeit führt. Betroffene kognitive Funktionen sind v. a. Gedächtnis, Orientierung und Sprache sowie das Denk- und Urteilsvermögen. Häufig geht die Krankheit mit zusätzlichen psychologischen Symptomen einher wie z. B. Angst, Aggressivität oder Unruhe, die für die Patienten und deren Angehörige eine zusätzliche Belastung darstellen.

Das frühzeitige Erkennen der Alzheimer Krankheit ist umso wichtiger, da es nicht nur den Krankheitsverlauf und die Prognose günstig beeinflussen kann, sondern auch dazu beiträgt, die finanziellen, sozialen, medizinischen und sonstigen Belastungen von Patienten und deren Angehörigen zu reduzieren. 

Frontotemporale Demenzen (FTD)

Bei den frontotemporalen Demenzen oder Demenz bei Frontotemporaler Lobärdegeneration beschränkt sich die Schädigung der Nervenzellen im Wesentlichen auf den Stirn (Frontalhirn)- und Schläfenbereich (Temporalhirn) (frontotemporaler Kortex). Nach der genauen Lokalisation der neurodegenerativen Prozesse unterscheidet man die Verhaltensvariante der FTD von Varianten mit hauptsächlich sprachbetontem Störungsbild wie z.B. den Primär progressiven Aphasien (PPA).

Die Leitsymptome der FTD sind v.a. die Veränderungen der Persönlichkeit und des sozialen Verhaltens wie Enthemmung, Antriebslosigkeit und Taktlosigkeit, aber auch Verhaltensänderungen wie Vernachlässigung der Hygiene oder unmäßige Nahrungsaufnahme. Die Sprachvarianten sind viel mehr durch Sprachstörungen wie eine erschwerte Sprachproduktion, Wortfindungsstörungen oder eine stockende Ausdrucksweise gekennzeichnet.

Die Diagnose gestaltet sich oft sehr schwierig, da die ersten Symptome von Verhaltensveränderungen oft in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out-Syndrom gebracht werden und neuropsychologische Testungen bei diesen Patienten z.T. viel Erfahrung und ein besonderes Geschick erfordern. Momentan gibt es keine zugelassene Pharmakotherapie, so dass vor allem nicht- medikamentöse Behandlungsformen sowie die Beratung der Angehörigen und das Einstellen des Umfeldes des Erkrankten auf die Veränderungen der Persönlichkeit eine große Rolle spielen. 

Demenz mit Lewy Körperchen (LBD) und Parkinson assoziierte Demenzerkrankungen

Die Lewy-Body-Demenz und die Parkinson-Demenz sind bezogen auf ihre Entstehungsmechanismen sehr ähnlich, beide Krankheiten haben in den Nervenzellen befindliche Einschlusskörper (Lewy Körperchen) zur Ursache. Befinden sich diese Lewy Körperchen vorwiegend unterhalb der Hirnrinde (subkortikal) entsteht die Parkinson-Krankheit, bei einer Ausbreitung in der Rinde resultiert die Demenz mit Lewy-Körpern.

Die LBD kann in ihren Symptomen der Parkinson-Erkrankung sehr ähnlich sein, oft unterliegen die kognitiven Leistungen und die Aufmerksamkeit jedoch starken Schwankungen. Zudem treten häufig lebhafte optische Halluzinationen und leichtgradige Parkinson-Symptome wie unwillkürliches Zittern auf, auch eine erhöhte Sturzgefahr ist für die Erkrankung typisch.
Die Parkinson assoziierte Demenz zeigt eine stark reduzierte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit sowie eine allgemeine Verlangsamung. Zudem erschweren die körperlichen Parkinsonsymptome sowie oftmals auch depressive Symptome den Alltag der Patienten.

Wie auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen gibt es aktuell keine medikamentösen Ansätze, die die nervenschädigenden Prozesse aufhalten können, jedoch erzielt man mit einer symptomatischen Therapie häufig eine vorübergehende Verbesserung bzw. Stabilisierung der kognitiven Leistungen.

Auch hier nimmt die Unterstützung der Angehörigen eine wichtige Rolle ein, die verhindern soll, dass diese bei der Versorgung überfordert werden.

Vaskuläre Demenzen (VaD)

Die Gruppe der vaskulären Demenzen ist nach der Alzheimer Erkrankung die häufigste Ursache einer Demenz. Verantwortlich sind zerebrovaskuläre Störungen, also Durchblutungsstörungen im Gehirn, die dazu führen, dass  das Gehirn an den betreffenden Stellen nicht mehr optimal oder nur noch unzureichend versorgt wird. So kann es zu kognitiven Leistungseinbußen und damit auch zu Gedächtnisstörungen kommen. Die Ursachen und Mechanismen, die zu den entsprechenden Symptomen führen sind vielfältig, häufig aber in der Bildung vieler kleiner Infarkte zu finden. Diese können sich aufgrund einer Schädigung der Blutgefäße einstellen, die zum Beispiel durch Ablagerungen, Verschlüsse oder krampfartiges Zusammenziehen entstehen können.

Die Symptome der vaskulären Demenz sind häufig nicht leicht von denen einer AD zu unterscheiden (z.B. Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme), jedoch treten die Beschwerden oft plötzlich auf und der Verlauf ist stufenartig. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört wie bei der AD das Alter. Daneben gibt es jedoch eine Reihe wichtiger Faktoren, durch deren Behandlung einer vaskulären Demenz vorgebeugt bzw. das Vorschreiten verlangsamt werden kann. Zu ihnen gehören Bluthochdruck, Diabetes mellitus, versch. Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen („hohes Cholesterin"), Übergewicht und Rauchen.

Sekundäre Demenzerkrankungen (Häufigkeit ca. 10%)

Bei den sekundären Demenzformen ist die Gedächtnisstörung Folge einer anderen Grunderkrankung wie z.B. einer Infektion, einer Stoffwechselerkrankungen, einer Vergiftung durch Alkohol oder Medikamente. Auch Vitaminmangelerscheinungen oder bestimmte Tumoren können dementielle Symptome nach sich ziehen. Ein Teil dieser Grunderkrankungen ist therapierbar, so dass sich auch die Demenz zurückbilden kann.