Themenwoche: KI in der Medizin - Sind wir bereit?
Das war unsere Themenwoche "KI in der Medizin - Sind wir bereit?"
Kaum ein Thema ist derzeit so präsent und gleichzeitig so fern: Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin. Genau in dieses Thema tauchten wir vom 10. bis 19. Juni 2025 im Rostocker Rathaus ein. Unter dem Motto "KI in der Medizin – Sind wir bereit?" haben wir gemeinsam mit rund 500 Besucherinnen und Besuchern die Chancen, Herausforderungen und ethischen Fragen rund um den Einsatz von KI in der Gesundheitsversorgung beleuchtet. Ziel war es, über den Einsatz von KI in der Medizin in den Austausch zu kommen und Bürgerinnen und Bürger zu animieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu wurden aktuelle Forschungsprojekte kreativ und anschaulich vorgestellt und ein offener Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ermöglicht.
Die Idee der Themenwoche
Wir sind überzeugt: KI kann die Medizin revolutionieren. Viele Patienten setzen große Hoffnungen in die Technologie – präzisere Diagnosen, individuellere Behandlungen, eine bessere Versorgung. Doch oft ist den Patienten nicht klar, wie KI eigentlich funktioniert, welche Risiken sie birgt und wo sie uns künftig begegnen wird. Deshalb wollten wir etwas tun: Die Themenwoche "KI in der Medizin - Sind wir bereit?" lud Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und alle Interessierten ein, gemeinsam über entscheidende Fragen nachzudenken: Wird die KI den Arzt ersetzen? Wer entscheidet zukünftig über eine medizinische Behandlung: der Arzt oder die KI? Wer hat das letzte Wort bei Uneinigkeiten? Wer übernimmt die Verantwortung für Entscheidungen der KI?
Mit einer Mischung aus Wissenschaft und Kunst: Auf der einen Seite erklärten Forschende aus Mecklenburg-Vorpommern ihre Arbeit an KI in der Medizin – einfach und anschaulich. Auf der anderen Seite setzten Künstler diese Forschung in kreative Werke um: Malereien, Zeichnungen, Videos, Installationen. Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Reutershagen, Studierende der Hochschule Wismar und eine GGP-Gruppe für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen stellten ihre Kunstwerke aus. Zusätzlich brachten das Improvisationstheater „Haspler“ ethische Fragestellungen humorvoll auf die Bühne. So wurden komplexe Inhalte auf eine neue, kreative Weise zugänglich. Platz für Diskussionen boten die zwei Podiumsdiskussionen zum Motto der Themenwoche und der Fragestellung, wie KI im Krankenhaus eingesetzt werden kann.
Dabei hatte wir ein Ziel: Menschen mit und ohne technischen oder wissenschaftlichen Hintergrund den Zugang zu diesem Thema erleichtern. Sie sollen verstehen, wie Künstliche Intelligenz arbeitet, wie sie den medizinischen Alltag beeinflusst und was auf sie zukommt. Ganz im Sinne: Nur wer versteht, kann mitreden - und mitgestalten.
Höhepunkte auf der Themenwoche
- Wissenschaft: Forschende und Unternehmen präsentierten mit ihren Exponaten wie Postern, Videos und Prototypen ihre Forschung.
- Kunst: Design-Studentinnen, Gymnasiasten und Menschen mit psychischen Erkrankungen zeigten wie sie auf das Thema KI in der Medizin blicken. Mit Hilfe von Grafiken, Kollagen, Plastiken und Animationen wurden die zum Teil sehr komplexen wissenschaftlichen Projekt verständlich und anschaulich übersetzt.
- Theater: Das Improvisationstheater "Haspler" animierte das Publikum auf eine andere Weise, über das Thema nachzudenken — und auch zu lachen.
- Besuch einer Musterwohnung: Die mobile Musterwohnung der Initiative Leben und Wohnen im Alter (ILWIA) bot smarte Technik zum Anfassen und Ausprobieren. Sie zeigte auf dem Neuen Markt wie Senioren mit und ohne Unterstützungsbedarf in Zukunft mit KI und smarten Assistenzsystemen länger selbstständig leben können.
- Podiumsdiskussionen: Mitreden statt Zugucken: Beteiligte und Verantwortliche aus Forschung, Wirtschaft, Praxis, Ethik und Politik stellen sich den kritischen Fragen des Publikums. Am 13.06. wurde die Motto-Frage "KI in der Medizin - Sind wir bereit?" unter Moderation von Frau Elsner und Frau Dr. Köhler diskutiert. Am 16.06. diskutierte Frau Dr. Görß mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis die Frage "Wie kommt KI ins Krankenhaus?". Mit jeweils rund 20 Gästen wurden lebendige Diskussionen zum Thema KI geführt. Die Ergebnisse werden derzeit verschriftlicht und demnächst auf dieser Webseite veröffentlicht.
- Frag den Forscher:An mehreren Tagen stellten sich die Forschenden den direkten Fragen der Besucherinnen und Besucher, kamen persönlich ins Gespräch und konnten ihre Arbeit erklären. Hier war es leicht, seine Sorgen, Wünsche, Hoffnungen und Ängste direkt mit den Entwicklern zu besprechen — und auch eine Chance für die Wissenschaft, ihre Arbeit zu reflektieren und neue Anreize mitzunehmen.
Gemeinsam besser: Unser Beirat
Vielseitigkeit, Bürgernähe und Mitbestimmung waren Herzensthemen unserer Themenwoche. Daher war es uns ein Anliegen, einen Beirat aus verschiedenen Experten zu gründen, der unsere eigene Perspektive erweitert, indem er seine Vorstellungen, Erfahrungen und sein Wissen einbringt. Vor, während und nach der Themenwoche beriet und unterstützte uns der Beirat zum Beispiel bei der Auswahl der Projekte oder der Gestaltung der Ausstellung. Er wurde aktiv in den Organisations- und Evaluationsprozess der Veranstaltung einbezogen. Im sieben-köpfigen Beirat engagierten sich die folgenden Personen:
Dr. Reinhard Dettmann - Ehrenvorsitzender des Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern, Mit-Gründer des BioCon Valley Mecklenburg-Vorpommern e. V.
- Prof. Dr. Frank Krüger - Experte für Data Science and Machine Learning, Professor in den Bereichen Informatik und Elektrotechnik an der Hochschule Wismar
Peter Lundershausen - Schatzmeister des Landesseniorenbeirates und stellvertretender Vorsitzendes des Seniorenbeirates Landkreis Mecklenburger Seenplatte und Mitglied des Seniorenbeirates Neubrandenburg
Teresa Trabert - Projektmanagerin und Mitgründerin von Kreative MV
Claus Dieter Trittin - Vetreter der Seniorenakademie Rostock
Uwe Voss - Sozialpädagoge im "Künstlerisch Kreativer Treff im Stadtteil" (KKTS) der GGP-Gruppe
Agatha Yerusko - Kunstschulleiterin und Wirtschaftswissenschaftlerin
Wir danken dem Beirat von Herzen für sein Engagement und die Unterstützung! Insbesondere Uwe Voss war eine enorme Hilfe. Ohne ihn wäre die Ausstellung weder mit lustigen wie inspirierenden Plastiken gefüllt worden, noch hätte diese tolle Kulisse für unsere Ausstellung zur Verfügung gestanden.
Über das Team der Themenwoche
Dr. Stefanie Köhler ist Physiotherapeutin und Gesundheitswissenschaftlerin. Sie arbeitete acht Jahre lang an Universitätsmedizin in der Neurologie und Psychiatrie und hat dort umfassende Kompetenzen im Patientenumgang erworben. Seit 2019 ist sie am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen tätig und promovierte zum Thema "Bedarfsgerechte, nutzerzentrierte technische Assistenzsysteme für Menschen mit Demenz". Während ihrer Forschung ist der Einbezug vulnerabler Gruppe in Forschungsprojekte sowie in die Erprobung und Auswahl geeigneter partizipativer Methoden nicht nur Ihre Aufgabe, sondern auch ihr persönliches Anliegen. Die Themenwoche bildete einen entscheidenden Baustein für die Einbeziehung von Patienten in die Gestaltung der medizinischen Versorgung von Morgen.
Dr. Doreen Görß ist Fachärztin für Neurologie und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universitätsmedizin Rostock. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Entwicklung technischer Assistenzsysteme für Menschen mit Gedächtnisstörungen. Dabei ist sie vor allem an sensorischen und biomedizinischen Daten sowie an der Mensch-Technik-Interaktion interessiert. Als Ärztin unterstützt sie die Gedächtnissprechstunde an der Universitätsmedizin und übernimmt regelmäßig Dienste in der Neurologie. Die an den Wünschen und Bedürfnissen der Patienten orientierte Versorgung ist ihr besonders wichtig. Die Verbindung von Wissenschaft und Patientenversorgung ermöglicht ihr einen engen Kontakt zu den Bedarfen der Patienten bei gleichzeitigem ärztlichen wie wissenschaftlichen Blick.
Katharina Elsner ist Journalistin in Rostock. Sie hat beim Weser-Kurier in Bremen ihr Volontariat absolviert und anschließend ihr journalistisches Handwerk an der Reportageschule Reutlingen verfeinert. Ihr Spezialgebiet: Reportagen, Features und Porträts — lange Formate mit gründlichen Recherchen. Sie war Stipendiatin der „RIFF-Reporter-Masterclass Wissenschaftsjournalismus” und hat sich intensiv mit Themen wie Robotik, Pflege und Leben im Alter auseinandersetzt. In ihrer Arbeit bewegen sie vor allem Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, Geschichten und Gesellschaft in Ostdeutschland — diese Haltung setzte sie jetzt für dieses Projekt ein, als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universitätsmedizin Rostock. Es ist ihr wichtig, dass Journalisten neben den klassischen und den sozialen Medien andere Wege finden, wieder in Kontakt mit den Menschen zu kommen. Genau das hat sie mit diesem Projekt erreicht.
Susanne Fischer ist KI-Trainerin im Mittelstand-Digital Zentrum Rostock. Sie arbeitet daran, KI-Anwendungen in die Praxis zu bringen, KI verständlich zu erklären und deren Anwendungsmöglichkeiten zu demonstrieren. Sie unterstützt kleine und mittelständige Unternehmen im Gesundheitsbereich beim Einsatz von KI und baut Netzwerke in der Gesundheitsbranche auf. Dazu organisiert sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen Workshops und Aktionstage rund um das Thema KI.
Ergebnisse der Themenwoche
Die Gespräche und Rückmeldungen mündeten in einen Ergebnisbericht mit konkrete Handlungsempfehlungen für Bürger, Leistungserbringer und politische Entscheidungsträger. Den Bericht können Sie hier abrufen.
Kontakt: Dr. Stefanie Köhler | Tel. 0381 494-9618 | ki-woche{bei}med.uni-rostock.de




